Die Geschichte von Campemoor | Flugzeugabstürze | Das Moor im Wandel der Zeit | Kindheit nach dem zweiten Weltkrieg |
Quellen:
1) laut Aussage von Anny Ostendorf, geb. 10.10.1913, Campemoor 32
2) bis 9) laut Aussagen von Heinz Finke, geb. Juli 1930, Campemoor 14 und Willi Meyer, geb. 21.07.1929, Campemoor 53. Beide haben die Entwicklung von Campemoor bewußt miterlebt und mitgestaltet; Heinz Finke ist in Campemoor geboren; Willi Meyer in Kalkriese, er kam als kleines Kind mit seinen Eltern nach Campemoor.
1) hinter dem Anwesen Kuhl (heute Hensing), etwa 1944
2) hinter dem Anwesen Evers (heute Wiese), Okt./Nov. 1944
4) bei Fortmann, Palmsonntag 1944
7) hinter Selle, Vennermoor, kurz vor Kriegsende
9) weitere Erlebnisse und Berichte von Heinz Finke und Willi Meyer
Anny
Ostendorf lebte damals auf ihrer Siedlerstelle zusammen mit ihrem
Schwiegervater, den Kindern, einem Ukrainermädchen und einem Polen. Ihr Mann
war 1943 eingezogen worden.
Gegenüber, auf der Siedlerstelle
Gefe, war der Großvater des heutigen Eigentümers Fritz Gefe gestorben. Am Tag,
als die Beerdigung stattfinden sollte, hatten sich die Angehörigen und Nachbarn
im Trauerhaus versammelt. Plötzlich kreiste ein deutsches Flugzeug, das
getroffen worden war, über dem Gebiet. Die ganze Trauergesellschaft ging nach
draußen, um zu sehen, wo das Flugzeug runtergehen würde. Die Trauerfeier wurde
unterbrochen. Jeder hoffte, dass
das eigene Haus nicht getroffen würde.
Hinter dem Anwesen Kuhl (heute
Hensing) befand sich eine Baracke, in der Soldaten übernachteten. Ein Soldat
wurde von Anny Ostendorf verköstigt. Mit ihm schrieb sie sich nach dem Krieg
noch Briefe, als er in seine süddeutsche Heimat zurückgekehrt war.
Das Flugzeug fiel genau auf die
Baracke und zerstörte sie. Die Besatzung soll sich gerettet haben. Was aus ihr
wurde, ist Anny Ostendorf nicht in Erinnerung. Die Trümmer des Flugzeugs wurden
beseitigt. Es dürften heute keine Spuren mehr zu finden sein.
Die Beerdigung des alten Gefe fand
dann doch noch am selben Tage statt. Er wurde mit Pferd und Wagen in seine alte
Heimat Hüde bei Lemförde überführt.
Heinz Finke war auf einem Acker, um
Kartoffeln nachzusuchen. Willi Meyer war zu dieser Zeit nicht in Campemoor. Er
war als 15jähriger im Emsland zum Schanzen eingesetzt. Heinz Finke beobachtete
den Abschuss eines englischen Flugzeugs über Campemoor durch die in Achmer
stationierte deutsche Luftwaffe und sah das Flugzeug ins Moor stürzen. Die
Absturzstelle liegt genau auf dem Weg, der heute von der Straße Campemoor-Ahe
hinter dem Anwesen Haarmeyer (heute Steiner) links in das Abtorfungsgebiet
abzweigt, ungefähr auf Höhe des Anwesens Evers (heute Wiese). Heinz Finke fuhr
sofort zur Absturzstelle und wurde so Augenzeuge des weiteren Geschehens. Die
Mannschaft hatte sich offenbar vollzählig retten können und war auf einer
Wiese gegenüber dem Anwesen Schwingel abgesprungen.
Von dem Bauern Heinrich Stuckwisch
aus Niewedde erfuhr Willi Meyer dazu ergänzend, dass er (Stuckwisch) zu dieser
Zeit als Soldat auf dem Flugplatz in Vörden bei der Luftwaffe stationiert war.
Die Vördener Besatzung wollte die Mannschaft gefangen nehmen. Als sie an der
Absturzstelle ankamen, war bereits die Waffen-SS vor Ort. Sie war in einem Lager
in Vennermoor stationiert, an der Straße Verlängerung Lutterdamm nach
Hunteburg gelegen, in der Nähe der heutigen Gastwirtschaft Tiesing. Man konnte
erkennen, dass die Besatzung wohl aus Angst „lieber“ von der Luftwaffe
verhaftet worden wäre. Aber die Waffen-SS nahm der Luftwaffe die Gefangenen ab
und kam der Luftwaffe so mit der Verhaftung zuvor. Die Mannschaft wurde
mitgenommen zum Lager in Vennermoor. Über ihr weiteres Schicksal ist in
Campemoor nichts bekannt geworden.
Der deutsche Jagdflieger, der die Maschine abgeschossen hatte, kam auf einem schweren Krad angefahren und wollte das „Ergebnis“ seiner Heldentat ansehen, aber die Mannschaft war zu diesem Zeitpunkt bereits abgeführt.
Das Flugzeug war völlig im Moor
versunken bis auf den Sand und dürfte in etwa 3 bis 5 Meter Tiefe gelegen
haben. Das Loch, das es gerissen hatte, war lange Zeit noch zu sehen. Die Fläche,
wo es einschlug, wurde in den letzten 10 Jahren abgetorft. Nach Meinung von
Willi Meyer und Heinz Finke würde man heute keine Reste von dem Flugzeug mehr
finden.
Auch dieses Geschehen hat Heinz
Finke bewusst miterlebt. Es war einige Tage vor seiner und Willi Meyers
Konfirmation, spät abends. Heinz Finke stand draußen und konnte einen
Luftkampf direkt über Campemoor beobachten, etwa im Gebiet zwischen den Anwesen
Meyer und Sauf. Ein englisches Flugzeug wurde getroffen und explodierte bald
danach in der Luft. Die Einzelteile lagen verstreut auf den Ländereien zwischen
den Anwesen Finke und Sauf. Bei Sauf war z. B. eine Tragfläche
heruntergekommen, bei Finke einer der Motoren. Er brannte noch tagelang. „Mit
den unbeschädigten Teilen wussten wir aber nichts anzufangen.“
Die Maschine hatte 9 Mann Besatzung. Nur einer konnte sich retten. Er berichtete nach seiner Verhaftung, dass es eine Rangfolge gegeben habe, in der die Mannschaft abspringen durfte. Weil er der erste war, hatte er Glück und überlebte. Weil gleichzeitig eine brennende Tragfläche zu Boden fiel, erleuchtete sie den Himmel und Willi Meyer konnte dadurch den Fallschirm mit dem herunterkommenden Engländer sehen. Er landete auf einem Grundstück von Duffe am Westruper Weg und versteckte sich in einer Heuscheune von Allöder-Remme. Der französische Kriegsgefangene von Allöder fand ihn am nächsten Morgen. Die Vördener Flugplatzbesatzung verhaftete ihn. Er sprach Deutsch. Jost Evers, der erste Siedler in Campemoor (1922), war zugegen und der Engländer fragte ihn: „Wo sind meine Kameraden?“. Die Antwort von Evers war: „alle tot!“.
Die acht toten Besatzungsmitglieder
lagen überall verstreut. Heinz Finke (als Vierzehnjähriger!) barg sie und fuhr
sie zusammen. Einer war in einen Graben gestürzt, nur der Stiefel ragte noch
heraus. Einen anderen fand er sitzend in einer Weide. Auf dem Anwesen Vennemann
wurden die Toten aufgebahrt und von der deutschen Beerdigungskommission
abgeholt.
Hier ging eine deutsche Maschine zu
Boden. Man sagte, die Deutschen seien an diesem Tag zu spät aufgestiegen und
dadurch gegenüber den Engländern im Nachteil gewesen. Die Besatzung konnte
sich mit dem Fallschirm retten.
Auch hier ist eine deutsche
Maschine niedergegangen. Auch hier waren die Deutschen wohl zu spät
aufgestiegen, konnten sich aber mit dem Fallschirm retten.
Nördlich der Straße Campemoor-Vörden
unweit der heutigen scharfen Rechtskurve in der Nähe des Anwesens Wernke ging
ebenfalls ein Flugzeug nieder. Den beiden Zeitzeugen ist hierzu nichts weiter
bekannt, außer, dass auch in diesem Fall die Besatzung überlebte.
Am Westruper Weg hinter Selle kam
eine deutsche oder englische Maschine im Moor herunter. Hermann Selle hatte
einen Flugzeugreifen freigelegt, um ihn zu verwerten. Als er nach dem
Mittagessen wieder an die Absturzstelle kam, um den Reifen zu bergen, war er
verschwunden.
Hier kam einmal ein verwundeter
Engländer herunter.
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Der
erste Flugzeugabsturz in dieser Region ereignete sich 1939 gleich nach
Kriegsanfang, als am Voßberg ein englischer Aufklärer abgeschossen wurde.
- Heinz Finke beobachtete von Campemoor aus auch den Abschuß des berühmten deutschen (österreichischen?) Fliegers Nowotny 1943. Er war Jagdflieger und sollte in diesem Kampf die Engländer abschießen. „Aber die Engländer kauften ihm den Schneid ab und schossen ihn ab.“
- Hinter dem Anwesen Eckelmann, Campemoor, im sogenannten „Kreismoor“ gab es einen Scheinflugplatz. Hier standen Flugzeuge aus Pappe, die von einer auf dem Anwesen Rotert (heute Friedhelm Rotert) befindlichen Baracke aus nachts angestrahlt wurden. Dieser „Flugplatz“ wurde aber nie bombadiert, die Engländer fielen offenbar nicht darauf rein.
- Nach
dem Krieg (1945) kam ein betrunkener Engländer vom Flugplatz Vörden den
Westruper Weg entlang bei Willi Finke (der andere Finke, an der
„Wilhelmstraße“ nach Kalkriese gelegen) an. Finken Opa bot ihm Eier an,
der Engländer warf ihm
aber gleich das Tablett aus der Hand und schoss scharf; die Schußlöcher
waren in der Hauswand zu sehen. Finken Opa blieb aber unverletzt. Der
Betrunkene trieb sich die ganze Nacht in Campemoor herum. Zuletzt war er bei
Knebel (heute Stahl) und sperrte die jungverheirateten Walter und Martha
Knebel in ihrem Schlafzimmer ein, indem er einen Besen vor die Tür stemmte
und mit dem Riemen einer Nähmaschine befestigte. Dann warf er den Vater von
Walter Knebel aus dem Bett. Er musste ihn durch das ganze Haus führen.
Irgendwann in dieser Nacht verlor er sogar seine Maschinenpistole. Sie wurde
später zwischen den Anwesen Meyer und Duffe gefunden. Willi Finke und der
Vater von Willi Meyer fuhren zum von der Besatzungsmacht eingesetzten Bürgermeister
von Vörden, Friedrich Möller. Dieser setzte sich mit der englischen
Flugplatzbesatzung in Verbindung. Ein englischer Offizier holte den Soldaten
dann von Knebel ab. Finke und Meyer begleiteten ihn und besprachen die Vorfälle
mit ihm. Der englische Offizier meinte entschuldigend: „Waren Sie auch
Soldat? Ist bei Ihnen nicht auch schon so etwas vorgefallen?“